„Was mich nach Mülheim verschlagen hat? Einfach gesagt: Die Liebe. Meine Frau ist hier aufgewachsen, hat hier Familie, und so war nach dem Studium klar, dass wir nach Mülheim ziehen. Obwohl wir in den letzten 10 Jahren dreimal umgezogen sind, war es nie eine Option, den Stadtteil zu wechseln. Ich habe hier anfangs in der freien Wirtschaft gearbeitet, aber recht schnell war mir klar, dass ich meine Zeit in etwas Sinnvolleres investieren will. Als ich hier ein freistehendes Ladenlokal gesehen habe, habe ich überlegt, was man da machen könnte. Das Lokal war schnell weg, aber die Idee zum Unverpackt-Laden, die ist geblieben. So was gab es hier ja vorher gar nicht. Aus meinem Umfeld habe ich sehr viel Unterstützung erfahren, mich weitergebildet und im Oktober 2020 U wie Unverpackt eröffnet. Ich habe in der Vorbereitung gemerkt, dass die Branche unheimlich zusammenhält. In der freien Wirtschaft geht es ja oft darum, der Beste zu sein, aber hier kämpfen alle für das Gleiche. Einen ähnlichen Zusammenhalt spüre ich übrigens auch bei den Bewohner*innen von Mülheim.

In den ersten Wochen hatte ich zum Spaß eine alte Headline im Fenster: „Mülheim ist das neue Ehrenfeld“. Da kam ganz schnell die Bitte, das abzuhängen. Den Leuten hier ist extrem wichtig, dass Mülheim Mülheim ist, und dass das auch so bleibt. Hier will gar keiner Ehrenfeld sein. Die Leute sind ziemlich stolz auf ihr Veedel. Anfangs kamen auch bei uns viele kritische Nachfragen, aber ein paar der größten Kritiker*innen sind heute unsere Stammkund*innen. Und darum geht es mir ja: Dass nachhaltiger Konsum möglichst viele Menschen erreicht und auch, dass dieser Konsum nicht per se teuer sein muss. Natürlich kann ich mit den Discountern preislich nicht mithalten, dafür haben die Lebensmittel bei mir aber auch eine entsprechende Qualität. Und wenn man bedacht einkauft, merkt man auch ganz schnell, dass das finanziell durchaus machbar ist. Seit der Geburt meines Sohnes ist das Anliegen Nachhaltigkeit für mich noch mal wichtiger geworden. Die Zukunft hat plötzlich einen Namen, die Generation nach mir ist nicht mehr anonym. Der Laden ist für mich auch ein Beitrag zu einer nachhaltigeren Welt für meine Kinder.

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