Ich komme gebürtig eigentlich aus Köln Süd, bin aber der Liebe wegen schon vor Jahren auf die Schäl Sick gezogen und arbeite hier für den Internationalen Bund in einer berufsvorbereitenden Maßnahme für Jugendliche nach psychischer Erkrankung, um sie wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren.
Ich selbst habe vor 17 Jahren ebenfalls an einer berufsvorbereitenden Maßnahme teilgenommen. Ich hatte eine lebendige Jugend, die Jahre zwischen Schulabschluss und Ausbildung waren auf jeden Fall spannend – und auch als ich dann eine Ausbildungsstelle als Koch hatte, habe ich dreimal den Betrieb gewechselt, bevor ich die Kurve gekriegt habe. Eigentlich wollte ich dann Berufsschullehrer für Köche werden, aber Motivation und Geld haben dafür nicht gereicht.


Wegen der schlechten Arbeitsbedingungen wollte ich nach einigen Jahren in verschiedenen Restaurants und in der Gemeinschaftsverpflegung aber weg aus der Küche, und als ich auf diese Stelle gestoßen bin, dachte ich: Cool, Gastro unterrichten, Hauswirtschaft unterrichten, Hotellerie unterrichten, das kann ich, darauf hab ich Bock. Man brauchte zwar einen Ausbilderschein, den hatte ich nicht, aber ich habe genau das in meine Bewerbung geschrieben: Ich habe Ahnung von allen Bereichen, in denen ihr sucht, ich habe zwar noch keinen Ausbilderschein, aber ich bin mir sicher, dass ich das gut kann. Und so ist aus einer Vertretung für drei Monate mittlerweile eine unbefristete Stelle geworden und ich bereite Jugendliche auf ihren Weg in die Gastronomie und ihr Berufsleben vor.
Ich würde schon sagen, dass ich erfolgreich bin in dem, was ich hier mache. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich authentisch bin, dass ich weiß, wie es ist, wenn zuhause nicht alles tutti ist, oder die finanziellen Mittel nicht reichen, die Kinder über die Schullaufbahn hinaus zu unterstützen. Den Jugendlichen sage ich, dass es mir egal ist, was sie vorher gemacht haben oder was schiefgelaufen ist – das hier ist ihre Chance, neu anzufangen.


Es gibt hier verschiedene Maßnahmen, beispielsweise für Jugendliche mit Autismusspektrumsstörung, Lernbehinderung, psychischer Erkrankung oder Jugendliche, die den Anschluss an die Schule oder an eine weiterführende Ausbildung verpasst haben.
Unser Auftraggeber ist die Agentur für Arbeit, die diese Maßnahmen ausschreibt und finanziert. Leider werden die Plätze und die Mittel mit jeder Ausschreibung weniger. Das spiegelt sich dann beispielsweise in den Räumlichkeiten wider.
Ehrlich gesagt weiß ich nicht, warum das so ist. Es gibt einige Entscheidungen, die ich nicht verstehen kann – beispielsweise der Abbau von Maßnahmen in Vorbereitung auf Berufe wie das Friseurhandwerk, für die es relativ einfach ist, einen Ausbildungsplatz zu erhalten. Dagegen wurde eine Maßnahme geschaffen, in der man den Fachpraktiker für Anlagenmechaniker machen kann – soweit ich weiß, gibt es in Deutschland zwei Stellen, wo man diese Ausbildung im Reha-Bereich dann absolvieren kann. Da ist die Vermittlungsrate nicht so hoch. So was macht einfach keinen Sinn.


Und es gibt noch mehr Herausforderungen: Die Jugendlichen kommen zu 90 % von dieser Rheinseite. Das heißt, über die Jahre zeichnet sich ab, dass die immer wieder von denselben Schulen kommen – da merkt man schon, dass das pädagogische Interesse dort nicht so groß sein kann. Denn andere Schulen mit ähnlichem Einzugsbereich schaffen es auch, ihre Schüler:innen adäquat ins Leben zu entlassen.
Und dann ist das soziale Umfeld. Oft sind in den Maßnahmen auch Geflüchtete oder Kinder mit Migrationsgeschichte, die beispielsweise nicht so gut Deutsch sprechen oder nicht so viel Unterstützung von ihren Eltern erhalten. In meiner Maßnahme für Jugendliche mit psychischer Erkrankung dagegen hast du alles von Realschulabschluss bis zu Studienabbrechern – und du siehst dann, je fitter das Umfeld ist, desto höher ist auch die Wahrscheinlichkeit auf einen Ausbildungsplatz.
Es gibt also neben unserer Arbeit verschiedene Faktoren, die die Integration in den Arbeitsmarkt mitbestimmen – und am Ende versuchen wir ja, die Jugendlichen nicht nur in den Arbeitsmarkt zu entlassen, sondern gewissermaßen auch ins Leben.




